Komfortsuche
06.07.2024, 08:45 Uhr
Geheimnisvolle Eichhörnchen
3sat
03. Juli | 3sat | 14:01 - 14:47 Uhr | Tierreportage

Inhalt

StereoDolbyUntertitelBreitbildformat 16:9

Kaum sind sie da, sind sie auch schon wieder weg: Eichhörnchen, die quirligen Baumtänzer unserer Wälder, sichtbar und unsichtbar zugleich. Wer freut sich nicht, sie zu beobachten? Und was wäre der Wald, was wären viele Kinderbücher ohne die herzigen, manchmal auch frechen Eichkätzchen? Sie sind überall gern gesehen, die artistischen und geschäftigen Bewohner unserer Wälder: Eichhörnchen - genauer gesagt: die roten europäischen Eichhörnchen. Die Sprungakrobaten der Baumkronen, rot, braun, grau bis schwarz gefärbt, führen zumeist ein verborgenes Leben. Dort aber, wo sie angefüttert werden, in Parks oder in Gärten rund um Futterhäuschen im Winter, scheuen sie die Nähe des Menschen nicht. Es gilt für nahezu alle Nagetiere: Wo Menschen leben, fällt etwas für sie ab. Für Eichhörnchen bieten sich so bessere Überlebenschancen als in der unberechenbaren Natur des Waldes. Sie sind Kulturfolger: Wildtiere, die auch die Nähe menschlicher Siedlungen zu schätzen wissen. Im Allgemeinen bleiben sie aber auf Distanz, und nur wenigen ist ein Einblick in ihr Baumkronenreich möglich: Zu groß sind für die kleinen, flinken Nagetiere die Gefahren, die von den vielen Fressfeinden am Boden oder aus der Luft ausgehen. Marder, Wildkatzen, Luchs und Fuchs können am Boden gefährlich werden. Doch noch mehr Verluste gibt es durch Jäger aus der Luft - durch Raubvögel: Habicht, Mäusebussard, Uhu oder auch Adler, groß ist die Reihe möglicher Angreifer. Daher bleiben Eichhörnchen lieber unerreichbar und unberechenbar - für alle. Ihre Kobel bauen sie in Astgabeln oder in hohlen Baumstämmen. Dort oben in den Baumkronen der Mischwälder sind sie einigermaßen sicher. Trotzdem kommt nur ein kleiner Teil der Jungtiere in den ersten Winter, wo Kälte und Nahrungsmangel drohen. Sofern nicht schon im Herbst ein gut isolierendes Nest vorbereitet und reichlich Nahrungsdepots angelegt wurden. Samen und Nüsse nehmen einen wichtigen Platz im Nahrungsspektrum der Allesfresser ein. Eichhörnchen legen im Herbst Winterdepots an, indem sie die Früchte der Waldbäume unterm Laub in schnell gegrabenen Löchern verscharren. Doch überall im Wald gibt es Futterkonkurrenten mit feinen Nasen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Vorräte entdeckt und geplündert werden, ist groß. Die europäischen Eichhörnchen gehören zur Familie der Hörnchen und zählen durch ihre Lebensweise zu den Baumhörnchen. Eng verwandt sind das kaukasische Eichhörnchen und das nordamerikanische Grauhörnchen. Und gerade aus den eigenen Reihen kommt eine tödliche Bedrohung: In Großbritannien wurden Ende des 19. Jahrhunderts von Adligen zur Belebung der großen Landschaftsparks nordamerikanische Grauhörnchen ausgesetzt, die nun den Bestand der europäischen roten Eichhörnchen verdrängen. Die Situation in England und Wales sowie in großen Teilen Irlands und Schottlands scheint mittlerweile aussichtslos. Selbst eine intensive Bejagung und die Tatsache, dass in manchen Gourmetrestaurants in England Grauhörnchen-Delikatessen angeboten werden, zeigen kaum Wirkung. Die amerikanischen Eichhörnchen sind etwas größer als die europäischen Tiere und haben leichte Vorteile bei der Nahrungsbeschaffung. Vor allem aber tragen sie ein Pockenvirus in sich: Sie selbst sind dagegen immun, ihre europäischen Verwandten rafft es allerdings gnadenlos dahin. Das Problem hat auch schon Kontinentaleuropa erreicht. Aus Norditalien breitet sich ebenfalls ein Bestand an Grauhörnchen aus. Noch haben sie die Alpen nicht überschritten. Doch einige Wissenschaftler stellen sich angesichts des Dilemmas in Großbritannien bereits die Frage: Gibt es auch bei uns bald einen Wald ohne die uns lieb gewordenen europäischen Eichhörnchen? Regisseur Franz Fuchs: "Uns war zu Beginn des Projekts nicht bewusst, welch wichtige Rolle den Eichhörnchen im Wald zukommt. Nicht nur, dass sie Samenkerne verbreiten und damit zur Ausbreitung von Pflanzen und zur Erneuerung der Waldflora beitragen, Eichkätzchen stellen für die Räuber des Waldes eine wichtige Nahrungsquelle dar.


Original-Titel: The Grey and the Red - Secrets of Squirrels
Laufzeit: 46 Minuten
Genre:Tierreportage, A, F 2018
Regie: Franz Fuchs
FSK: 12